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10 Tage – 10 Länder. 24. Etappe: Prager Frühling und Samtene Revolution

28.08.2022

10 Tage – 10 Länder
Eine Reise durch das östliche Europa
24. Etappe: Prager Frühling und Samtene Revolution

Die Geschichte demokratischer Proteste wird zweifellos ein wesentlicher Bestandteil des Zukunftszentrums in Jena sein. Auch auf unserer Reise durch Mittel- und Osteuropa werden wir immer wieder mit diesem Thema konfrontiert. Dabei verdichten sich die Geschichten in Prags Mitte wie an kaum einer anderen Stelle. 

Der Wenzelsplatz ist historisch wie aktuell ein Ort des demokratischen Protestes. Ereignisgeschichtlich herausragend für die Bürger in der DDR war der Prager Frühling 1968 ein Erlebnis, das zunächst zahllose Hoffnungen auf eine Liberalisierung der staatlichen Systeme im Warschauer Pakt laut werden ließ, und nach der blutigen Niederschlagung in allgemeine Lethargie verfallen ließ. 

Heute sind die Spuren am Ort des Geschehens vor allem mit dem Namen Jan Palach verbunden. Der tschechische Student wählte rund fünf Monate nach dem Einmarsch der Roten Armee und der Rücknahme der Reformen, eine extreme Form des Protestes, als er sich am Morgen des 19. Januar 1969 an den Stufen des Nationalmuseums mit Benzin übergoss, anzündete und auf den Wenzelsplatz rannte. Nur wenige Stunden später versammelten sich spontan rund 200.000 Menschen zu einer Demonstration. Palach wurde zu einer Märtyrerfigur des Widerstandes. 

Zwanzig Jahre nach den Ereignissen wurde der Wenzelsplatz erneut zum Zentrum des Protestes während der Samtenen Revolution. Am Höhepunkt der Demonstrationen kamen hier Ende November 1989 rund 800.000 Menschen zusammen und forderten den Rücktritt des Politbüros.  

Der Besuch des Ortes vermittelt uns einen Eindruck vom Geschehen, und er erinnert uns an die zahlreichen Stätten historischer Proteste in Ostdeutschland, wie auch darüber hinaus, die im Jenaer Zukunftszentrum-Netzwerk verbunden werden sollen. 

Den Hinweis auf die Geschichte Jan Palachs gab Vojtěch Kyncl. Der Historiker hat unter anderem in Jena studiert und ist heute Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften in Prag, die zum Netzwerk des Zukunftszentrums gehören soll. Im Vorgespräch mit ihm wurde deutlich, wie wichtig es ist, diese Verbindungen auszubauen, um auch die Unabhängigkeit der wissenschaftlichen Arbeit zu bewahren. In Tschechien, erklärt Vojtech, wurde diese Freiheit jüngst massiv bedroht. 

 

Text und Fotos: Christian Faludi 

Zum Hintergrund der Reise:
https://rathaus.jena.de/de/von-jena-aus-10-laender-10-tagen

Blick vom Wenzelsplatz in Prag auf das Nationalmuseum
Blick vom Wenzelsplatz in Prag auf das Nationalmuseum

 

Denkmal für Jan Palach und Jan Zajíc, die sich auf dem Wenzelsplatz aus Protest gegen das sozialistische Regime verbrannten
Denkmal für Jan Palach und Jan Zajíc, die sich auf dem Wenzelsplatz aus Protest gegen das sozialistische Regime verbrannten
Blick aus der Kuppel des Nationalmuseums auf den Wenzelsplatz in Prag
Blick aus der Kuppel des Nationalmuseums auf den Wenzelsplatz in Prag