
Das bewegt junge Menschen in Jena
Die psychischen Belastungen von Schülerinnen und Schülern in Jena sind stark gestiegen und ihr Vertrauen in unser demokratisches System schwindet. Dies sind zwei von zahlreichen Erkenntnissen der Jenaer Jugendstudie, die zeigen, dass es dringend notwendig ist, Jugendhilfeangebote und Beteiligungsformate für junge Menschen zu verstetigen und weiter auszubauen. Die Ergebnisse sind bei einer gemeinsamen Sitzung von Jugendhilfe-, Sozial- und Kulturausschuss, des Ausschusses Schule und Sport und des Jugendparlaments vorgestellt worden.
Ab sofort ist die Auswertung der Jugendstudie auf der städtischen Webseite zu finden (unter Downloads):
bildung.jena.de/de/kinder-und-jugendstudie
Befragung beleuchtet umfassend die Lebenssituation junger Menschen
Von Mitte Oktober bis Ende Januar waren Schülerinnen und Schüler zwischen zehn und 18 Jahren in Jena aufgefordert, Fragen zu ihrer Lebenslage, zur Freizeitgestaltung, Ernährung, Demokratie und Politik, zu Problemlagen sowie ihrer beruflichen Orientierung zu beantworten. 1.373 haben sich beteiligt. Bereits seit 1998 gibt die Stadt Jena jungen Menschen über die Jugendstudie eine Stimme. Etwa alle zwei bis drei Jahre – mit Ausnahme einer längeren Pause durch die Pandemie – fand diese sozialwissenschaftliche Studie bisher statt. Die aktuelle Studie ist zusammen mit „ORBIT“, dem Organisationsberatungsinstitut Thüringen, erstellt worden.
„Die Kinder- und Jugendstudie ist ein wahrer sozialpolitischer Schatz. Seit fast 30 Jahren erheben wir in Jena Daten zur Lebenslage von Kindern und Jugendlichen. In der nun vorliegenden zwölften Studie stecken jede Menge Herausforderungen für die Gestaltung positiver Lebensbedingungen für alle jungen Menschen in Jena“,
so Ines Morgenstern, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses der Stadt Jena.
Erhobene Daten fließen direkt in Planungen ein
Die anonym erhobenen Daten fließen direkt in die städtische Planung ein. Sie helfen unter anderem dabei, Freizeitangebote an den Bedarf anzupassen, Ansprechpartner bei Problemen zur Verfügung zu stellen, Jugendprojekte und -einrichtungen zu planen und die Schulsozialarbeit weiterzuentwickeln. Durch die Ergebnisse der bisherigen Befragungen konnte bereits viel erreicht werden. So existiert in jedem Planungsraum der Stadt mittlerweile ein Jugendzentrum und an allen weiterführenden Schulen gibt es Schulsozialarbeit.
„Die Studie birgt einige sehr erfreuliche Erkenntnisse. So sind unsere Jenaer Kinder und Jugendlichen überdurchschnittlich sportlich aktiv und gestalten ihre Freizeit deutlich häufiger in Gemeinschaft statt allein“,
so Johannes Schleußner, Dezernent für Bildung.
„Es gibt jedoch Entwicklungen, die besorgniserregend sind und einen klaren Auftrag an unsere Stadtgesellschaft bilden.“
Ergebnisse der einzelnen Themenfelder
Was zeigt die aktuelle Studie?
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Zur Lebenslage: Rund 72 Prozent der Befragten geben an, sich in ihrer Wohngegend sicher zu fühlen, für weitere 23 Prozent trifft das teilweise zu. Rund 14 Prozent der Jugendlichen äußern Angst zu haben, wenn sie abends allein nach Hause gehen. 21 Prozent der Befragten leben in einem Alleinerziehenden-Haushalt, 18,1 Prozent haben einen Migrationshintergrund.
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Zur Freizeitgestaltung: Als Hauptfreizeitaktivität wird Sport und Bewegung genannt. In allen Planungsräumen nutzen junge Menschen die Angebote der Jugendtreffs.
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Zu Demokratie und Politik: 69 Prozent der Befragten halten Demokratie für die beste Staatsform. Die demokratischen Grundsätze werden jedoch nicht von allen uneingeschränkt geteilt: 17 Prozent sagen, dass die Anliegen der Menschen in unserer Demokratie nicht mehr vertreten werden. Obwohl junge Menschen den sozialen Medien das geringste Vertrauen entgegenbringen (im Vergleich beispielsweise zu traditionellen Medien, Wissenschaft, Gerichten, Polizei etc.), nutzen sie diese am häufigsten, um sich über Politik zu informieren. Mehr Mitbestimmung wünschen sich Jugendliche bei den Themen öffentlicher Nahverkehr, Sportmöglichkeiten und öffentliche Orte.
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Zu Problemlagen: Knapp 60 Prozent der Befragten geben an, Drogen zu konsumieren. Zigaretten und E-Zigaretten konsumieren insgesamt fast 25 Prozent der Jugendlichen. Zugleich besteht der Wunsch nach mehr Aufklärungsangeboten. 14 Prozent der Befragten geben an, sich seit der Pandemie psychisch besonders belastet zu fühlen, für 21 Prozent trifft dies zumindest teilweise zu. 37 Prozent der jungen Menschen sagen, dass sie noch heute merken, dass sich wegen der Corona-Zeit etwas für sie verändert hat. Auf die aktuelle Situation bezogen geben 21 Prozent der Befragten an, sich psychisch stark belastet zu fühlen.
Die Ergebnisse werden nun ausgewertet und fließen in kommunale Planungsprozesse ein. Als eine Schlussfolgerung nennt Schleußner:
„Die Rückmeldungen zum Umgang mit den sozialen Medien und zum Thema Drogen zeigen uns, dass die bestehenden Aufklärungsangebote weitergeführt und durch präventive Projekte zur Stärkung sozialer Kompetenzen begleitet werden sollten.“