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10 Tage – 10 Länder. 22. Etappe: Grenzzaun Slowenien

27.08.2022

10 Tage – 10 Länder
Eine Reise durch das östliche Europa
22. Etappe: Grenzzaun Slowenien

 

Im Jahr 2015 flohen über 760.000 Menschen auf verschiedenen Balkanrouten unter inhumanen Bedingungen von der Türkei über Griechenland nach Zentraleuropa. Die meisten Länder in Südosteuropa blieben dabei Durchgangsstation; in den wenigsten wurden die Geflüchteten entsprechend registriert. Als Reaktion darauf errichtete Slowenien einen über 200 Kilometer langen und bis zu vier Meter hohen Grenzzaun. Seit einigen Wochen wird die Barriere auf Bestreben der neuen Regierung wieder abgebaut. Wer vor dem Regierungswechsel gegen den Zaun aktiv geworden war, konnte mit bis zu fünf Jahren Haft belangt werden.

Wir fahren beinahe allein auf Serpentinen durch die friedliche Berglandschaft im kroatisch-slowenischem Grenzgebiet nordwestlich von Zagreb. Auf unserer Reise haben wir bislang viele, mitunter gut bewachte Grenzen überquert. Manche davon waren auch für uns nur mit Mühe überwindbar. Mit einem drei bis vier Meter hohen Stacheldrahtzaun mitten in der Europäischen Union, im Schengenraum, der den freien Übertritt ins Ausland erleichtern soll, an der Grenze zwischen Slowenien und Kroatien, rechnet allerdings niemand mehr – auch wir nicht. Aber er existiert, wenngleich das Tor, das wir passieren, mittlerweile wieder offensteht.

Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass noch vor wenigen Jahren abertausende Menschen über diese Berge liefen – getrieben von Armut und Krieg. Aber die Fluchtbewegungen in Richtung Zentraleuropa werden aus vielfältigen Gründen auch in der Zukunft weitergehen. Und während der slowenische Grenzzaun demnächst wieder zurückgebaut werden wird, errichten Länder an anderer Stelle in der Europäischen Union neue Barrieren. So kündigte etwa Ungarn jüngst an, den Zaun an der serbischen Grenze zu verstärken und eine ‘Grenzjäger’-Einheit zu bilden, die Übertritte verhindert.

Ein Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Jena muss sich auch der jüngeren Transformationsgeschichte annehmen, die durch Migrations- und Fluchtbewegungen bestimmt ist. Zudem muss es den Kontakt zu den betroffenen Menschen suchen, um auf Basis vielfältiger Erfahrungen nach gemeinsamen Lösungen für die Herausforderungen unserer Zukunft zu suchen. Und es muss den Dialog fördern zwischen Menschen, die bei uns leben und denen, die zu uns kommen. Eine Brücke können hierbei die zahlreichen Fluchtgeschichten ehemaliger DDR-Bürger sein.

 

Text: Tobias Schwessinger & Christian Faludi

Foto: Christian Faludi 

Zum Hintergrund der Reise:
https://rathaus.jena.de/de/von-jena-aus-10-laender-10-tagen

Grenzzaun an der slowenisch-kroatischen Grenze
Grenzzaun an der slowenisch-kroatischen Grenze