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10 Tage – 10 Länder. 25. Etappe: Deutsche Botschaft in Prag

28.08.2022

10 Tage – 10 Länder.
Eine Reise durch das östliche Europa
25. Etappe: Deutsche Botschaft in Prag

1989 bekam der Eiserne Vorhang immer mehr Löcher, und die Menschen, die sich im Staatssozialismus unterdrückt fühlten, wurden immer wagemutiger. 

Die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Prag, Warschau, Budapest oder auch Ost-Berlin waren in den 80er Jahren zu einem Ort für viele Flüchtende geworden. Hier hofften die Menschen – immer wieder erfolgreich – auf Zuflucht und die Möglichkeit der Ausreise in die BRD. Im August 1989 strömten immer mehr Menschen auf das Gelände der Botschaft in Prag, die schnell an ihre Kapazitätsgrenzen gelangte. In der Spitze campierten hier im Herbst rund 4.000 Menschen auf der Wiese vor dem Gebäude unter teils katastrophalen Bedingungen. In den Straßen um die Botschaft parkten unzählige verlassene Fahrzeuge mit ostdeutschen Kennzeichen. 

Die Verhandlungen über die Ausreise der Flüchtenden führte Hans-Dietrich Genscher – der erst kurz zuvor genesen aus dem Krankenhaus entlassen worden war – mit Eduard Schewardnadse, Oskar Fischer und Jaromír Johanes am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Am 30. September landete er in Prag, verwehrte den Journalisten jede Auskunft und sprach die berühmten, im Jubel der Menschen untergehende Worte vom Balkon aus direkt zu den Geflüchteten.  

Nachdem die Menschen in abgeriegelten Zügen und unter dem Schutz westdeutscher Diplomaten über Dresden und Karl-Marx-Stadt nach Hof ausreisen durften, flohen erneut Tausende DDR-Bürgerinnen auf das Gelände der Botschaft. Auch sie durften ausreisen. Am 3. November um 21 Uhr Uhr öffnete Tschechien seine Grenzen vollständig. Der Eiserne Vorhang öffnete sich. 

Wir werden in der Deutschen Botschaft in Prag von Martin Sielmann, dem Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, empfangen. Er führt uns durch das Gelände und erzählt, was hier im Sommer 1989 geschehen ist. Er selbst war bereits damals beim Auswärtigen Amt beschäftigt – zu der Zeit in Bonn – und hat den Zusammenbruch des Staatssozialismus als Diplomat miterlebt. Uns erinnern die Bilder der campierenden Geflüchteten im Park der Botschaft an unsere vorherigen Stationen, etwa in Sopron, aber auch am Grenzzaun an der slowenischen Grenze und auch an aktuelle Bilder aus Flüchtlingscamps. Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt flüchten vor Armut, Unterdrückung und Verfolgung. In einem Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Jena könnte sich über Flucht und Migration – damals wie heute – ausgetauscht und gemeinsame Erfahrungen geteilt werden.

 

Text: Tobias Schwessinger 

Fotos: Christian Faludi 

Zum Hintergrund der Reise:
https://rathaus.jena.de/de/von-jena-aus-10-laender-10-tagen

Auf dem Balkon der Deutschen Botschaft in Prag


Auf dem Balkon der Deutschen Botschaft in Prag

 

Auf dem Balkon der Deutschen Botschaft in Prag


Auf dem Balkon der Deutschen Botschaft in Prag

 

Flaggen in der Deutschen Botschaft in Prag


Flaggen in der Deutschen Botschaft in Prag

 

Fotografie der in Prag zurückgebliebenen Auto- und Wohnungsschlüssel der Geflüchteten


Fotografie der in Prag zurückgebliebenen Auto- und Wohnungsschlüssel der Geflüchteten