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In der Schwangerschaft trinkt das Baby immer mit

08.09.2023

In der Schwangerschaft auf Alkohol zu verzichten ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen trinkt in Deutschland jede 5. Frau während dieser Zeit Alkohol. Einer der Gründe hierfür ist die Unwissenheit darüber, dass bereits kleine Mengen Alkohol, dem sich entwickelnden Baby schaden können. Der Mythos »Ein Gläschen kann nicht schaden« hält sich in unserer Gesellschaft hartnäckig – aber einen risikofreien Alkoholkonsum gibt es in der Schwangerschaft nicht. Das Ungeborene braucht aufgrund der noch unreifen Leber etwa 10-mal länger um den Alkohol abzubauen als die Mutter. Dies kann zu anhaltenden Schädigungen führen: Alkohol in der frühen Schwangerschaft verursacht schwerwiegende körperliche Schäden, im späteren Verlauf der Schwangerschaft zu Wachstumsstörungen, geistigen Entwicklungsstörungen und nervösen Auffälligkeiten führen. 

Fehlbildungen sind vermeidbar

Diese Schädigungen werden unter dem Begriff FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) zusammengefasst, bei dem es sich um die häufigste angeborene, nicht genetisch bedingte Erkrankung handelt. Bundesweit werden jährlich etwa 10.000 Kinder mit FASD geboren, viele Betroffene sind lebenslang durch Verhaltensauffälligkeiten eingeschränkt. Bei etwa 3.000 Kindern jährlich liegt die schwere Form vor – das Fetale Alkoholsyndrom (FAS), bei dem Fehlbildungen des Skeletts, der Extremitäten und des Gesichts sowie Nierenschäden oder Herzfehler hinzukommen können. Da die ersten Schwangerschaftswochen besonders wichtig für eine gesunde Entwicklung des Babys sind, wird empfohlen bereits bei der Familienplanung auf Alkohol zu verzichten – nicht selten machen sich Frauen bei der Feststellung der Schwangerschaft Sorgen um ihr Kind, weil sie wenige Tage zuvor noch Alkohol zu sich genommen haben.

Wünsche der hiesigen Ansprechpartner

Lokale Akteure informieren kontinuierlich zum Thema FASD mit gemeinsamen Aktionen – wie zum Beispiel Anfang September vor dem Rewe-Markt in Winzerla. Sie warben mit alkoholfreien Cocktails für Alkoholverzicht in der Schwangerschaft. Wünschenswert wären verpflichtende Kennzeichnung auf alkoholischen Getränken, dass diese für Schwangere nicht geeignet sind. Weiterhin fehlt auch eine Aufnahmemöglichkeit zur Entgiftung für Schwangere mit Alkoholproblemen innerhalb von 24 Stunden. Hier ist noch viel Überzeugungsarbeit notwendig.

Viele Hilfsangebote in Jena

Manchen schwangeren Frauen fällt es aus verschiedenen Gründen sehr schwer, keinen Alkohol mehr zu trinken. Oft verhindern Angst und Scham, dass sie sich die benötigte Hilfe suchen. Das Projekt clean4us an der Klinik für Geburtshilfe ist speziell für die Begleitung suchtmittelkonsumierender Schwangerer eingerichtet worden und unterstützt sie vertrauensvoll mit seinem familienerhaltenden Ansatz auf dem Weg in ein gemeinsames, gesundes Leben. Auch die Suchtberatungsstelle der SiT sowie der Sozialpsychiatrische Dienst Jena berücksichtigen bei ihren Angeboten die speziellen Bedürfnisse schwangerer Frauen. 

Haben Sie den Mut sich Hilfe zu suchen – denn FASD ist zu 100 Prozent vermeidbar.

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