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Gemeinsam Räume zum Schutz vor Gewalt schaffen

12.07.2023

Ostthüringer Gleichstellungsbeauftragte treffen sich zum Austausch in Jena

Per Handy können Täter heutzutage ihre Opfer orten und Gespräche mithören. Digitale Gewalt mit ihren zahlreichen Facetten stellt die Thüringer Gleichstellungsbeauftragten vor immer größere Herausforderungen. Über Erfahrungen und mögliche Wege, wie Opfer vor dieser wachsenden Form der Bedrohung geschützt werden können, haben sich Gleichstellungsbeauftragte aus der Region Ostthüringen bei einem Treffen in Jena neben vielen anderen Themen ausgetauscht.

Schutzwohnung für Männer in Planung

Ein Großteil der Opfer von Gewalt seien Frauen, sagte die Jenaer Gleichstellungsbeauftragte Dr. Kerstin Haupt. Sie ist eine von vier Sprecherinnen der Thüringer Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten (LAG) und hatte als Verantwortliche für Ostthüringen zum Austausch nach Jena eingeladen. „Etwa 20 Prozent der Gewaltopfer sind Männer“, fügte sie hinzu. Auch diese haben die Beauftragten im Blick, wenn sie sich darum bemühen, Räume für Menschen zu schaffen, um sie vor Gewalt zu schützen. So wurde beim aktuellen Treffen auch die Männerberatung „Projekt A4“ vorgestellt. Das Team hat bereits ein Konzept für eine Schutzwohnung für nicht-weibliche Opfer in Jena entwickelt. Derzeit werde nach einem Trägerverein gesucht, sagte Dr. Haupt.

Insgesamt 15 Gleichstellungsbeauftragte sind in Ostthüringen aktiv. Doch obwohl eine gesetzliche Verpflichtung existiere, sei die Position in einiger Regionen nicht besetzt, sagte Dr. Haupt, die sich als Sprachrohr der Thüringer Gleichstellungsbeauftragten versteht. Ziel des Erfahrungsaustauschs sei es, sich gegenseitig bei der Arbeit zu unterstützen, aber auch, gemeinsam strategische Fragen anzugehen.

Zuverlässige Finanzierung von Gewaltschutzangeboten wichtig

Die Bedeutung der Netzwerkarbeit hob auch Jenas Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche zum Auftakt des Treffens hervor. Die aktuellen Veröffentlichungen über den deutlichen Anstieg bei Fällen häuslicher Gewalt verdeutlichten die Bedeutung der Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten. Ein möglicher Grund für den Anstieg sei ein gestiegenes Bewusstsein, das dazu führe, dass mehr Fälle zur Anzeige gebracht werden als in der Vergangenheit.  Das sei schon gut, sagte Dr. Nitzsche. Diesem ersten Schritt müsse dann aber unbedingt auch der zweite folgen.Also: Wie kann auf dem Feld der Gleichstellung daran gearbeitet werden?“

„Wichtig sei“, betonte Dr. Haupt, „dass das Land die vollständige Finanzierung der Gewaltschutzangebote übernimmt und damit den seit langem angemahnten Rechtsanspruch auf einen Schutzplatz verwirklicht.“ Bisher sei dieses Angebot als freiwillige Aufgabe der Kommunen erfolgt und damit immer von deren Haushaltslage abhängig. Auch das Jenaer Frauenhaus mit 16 Plätzen für Schutzsuchende wird anteilig von der Stadt Jena finanziert. Erst in der vergangenen Woche ist ein entsprechender Gesetzentwurf von den Linken, Grünen und der SPD in den Landtag eingebracht worden. Im weiteren Verfahren wird die LAG involviert sein.

Neben vielen anderen Akteuren wirkt die LAG auch an der Novellierung des Thüringer Gleichstellungsgesetzes mit. Dr. Haupt hofft, dass diese noch vor Ende der Legislaturperiode umgesetzt wird. Seit 1992 bündelt die LAG die Interessen der Thüringer Gleichstellungsbeauftragten und vertritt sie im Freistaat.

Kampagne zum 25. November geplant

Um ein Zeichen gegen jede Form von Gewalt zu setzen, hatten Thüringer Gleichstellungsbeauftragte im vergangenen Jahr die Kampagne „handle-jetzt.de“ mit einer eigenen Internetseite ins Leben gerufen. „Dieses Projekt wollen wir in diesem Jahr weiterführen“, sagte Dr. Haupt. Vor dem internationalen Tag gegen Gewalt am 25. November sollen auf der Kampagnenseite wieder zahlreiche Beratungs- und Hilfsangebote in Thüringen gebündelt werden. In diesem Jahr, so die Jenaer Gleichstellungsbeauftragte, wollen noch mehr Akteure mitwirken als beim Auftakt 2022.

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