Kommunale Sozialstrategie Jena 2025 im Stadtrat beschlossen
Wie bleibt eine Stadt sozial gerecht, wenn sie wächst, sich verändert und neue Herausforderungen meistert? Diese Frage steht im Zentrum der neuen Kommunalen Sozialstrategie 2025, die der Stadtrat Ende Oktober beschlossen hat.
Sie bündelt erstmals drei bisher eigenständige Konzepte – Armutsprävention, Integration und den 10-Punkte-Aktionsplan gegen Rassismus – zu einem gemeinsamen Fahrplan für mehr Teilhabe, Gerechtigkeit und Zusammenhalt.
Kathleen Lützkendorf, Dezernentin für Soziales, Gesundheit, Zuwanderung und Klima, sagt:
»Soziale Gerechtigkeit entsteht nicht von allein. Diese Strategie sorgt dafür, dass wir in unserer Stadt niemanden aus dem Blick verlieren – und dass wir gemeinsam handeln: Verwaltung, Politik, freie Träger, Vereine und engagierte Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt.«
Warum die Strategie gebraucht wird
Jena ist eine wohlhabende Stadt – aber nicht alle profitieren gleichermaßen davon. Steigende Lebenshaltungskosten, Wohnungsknappheit, der Fachkräftemangel, Vereinsamung im Alter, aber auch Diskriminierung und neue Formen sozialer Ungleichheit stellen Verwaltung und Zivilgesellschaft vor neue Aufgaben.
Gleichzeitig führt der Klimawandel zu zusätzlichen sozialen Herausforderungen: Hitze belastet besonders ältere Menschen, chronisch Erkrankte, Kinder und Menschen in beengten Wohnsituationen – und macht gezielte Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen notwendig.
Die Kommunale Sozialstrategie ist die Antwort auf diese Veränderungen. Sie hilft, soziale Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, Kräfte zu bündeln und gezielt zu handeln – über Fachgrenzen hinweg.
Wie die Strategie entstanden ist
Die Sozialstrategie baut auf der erfolgreichen Armutspräventionsstrategie von 2019 auf. Unter Leitung des Dezernats für Soziales, Gesundheit, Zuwanderung und Klima wurde sie in den vergangenen zwei Jahren weiterentwickelt – gemeinsam mit über zwanzig städtischen Teams, Fachdiensten, Beiräten und freien Trägern.
Wichtige Impulse kamen aus der Befragung »Leben in Jena 2023«, bei der 10 000 Haushalte ihre Einschätzung zur Lebensqualität gaben. Ebenso flossen Ergebnisse aus Projekten wie der Thüringer Initiative für Integration, Nachhaltigkeit, Kooperation und Aktivierung (ThINKA), der Jenaer Präventionskette und zahlreichen Fachforen ein.
Gefördert wurde die Arbeit durch den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF +) und den Freistaat Thüringen.
Was die Strategie erreichen will
Die Sozialstrategie legt bis 2028 verbindliche Leitlinien für Verwaltung, Politik und Partnerorganisationen fest.
Sie will:
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Armut vorbeugen, bevor sie entsteht,
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Zugang zu Bildung, Gesundheit und Wohnen sichern,
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gesellschaftliche Teilhabe für alle ermöglichen,
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Rassismus und Diskriminierung entschieden entgegentreten.
Im Fokus stehen insbesondere Familien in schwierigen Lebenslagen, Menschen mit Behinderungen, Ältere, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Migrationsgeschichte.
Sieben Handlungsfelder für mehr Teilhabe
- Steuerung, Planung und Information – Daten und Kooperation als Grundlage wirksamer Sozialpolitik
- Ökonomische Situation und Arbeitslosigkeit – faire Chancen auf Ausbildung, Arbeit und Einkommen
- Wohnen in Jena – bezahlbarer Wohnraum und soziale Quartiersentwicklung
- Bildung – gleiche Chancen von der frühen Förderung bis zum lebenslangen Lernen
- Teilhabe von Kindern und Jugendlichen – frühe Unterstützung und starke Netzwerke
- Teilhabe älterer Menschen – gegen Einsamkeit, für Teilhabe und Würde im Alter
- Gesundheit – Prävention, niedrigschwellige Angebote und gerechter Zugang zur Versorgung
Zusammenleben in Vielfalt
Das Integrationskonzept setzt auf Begegnung und Teilhabe: interkulturelle Öffnung, Bildung, Arbeit, Wohnen, Gesundheit.
Jena versteht Zuwanderung als Normalität – als Bereicherung und gemeinsame Aufgabe. Ehrenamt und Migrantenorganisationen werden gezielt gestärkt.
Der 10-Punkte-Aktionsplan gegen Rassismus ergänzt die Strategie um klare Maßnahmen:
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mehr Schutz und Unterstützung für Betroffene,
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Aufklärung und Bildung gegen Diskriminierung,
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Vielfalt in Verwaltung und Bildungseinrichtungen,
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Förderung kultureller Offenheit und fairer Zugänge.
Blick nach vorn
Die Umsetzung wird regelmäßig überprüft. Bis 2027 legt die Stadt einen Zwischenbericht vor, anschließend wird die Strategie gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern fortgeschrieben.
Dezernentin Lützkendorf:
»Sozialpolitik lebt vom Mitmachen. Diese Strategie zeigt, dass wir als Stadt Verantwortung übernehmen – und dass sozialer Fortschritt nur gemeinsam gelingt.«
Hintergrund:
Die Sozialstrategie Jena 2025 wurde im Auftrag des Dezernats Soziales, Gesundheit, Klima und Zuwanderung erarbeitet und vom Stadtrat am 29. Oktober 2025 beschlossen. Sie wird durch den Freistaat Thüringen und den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF +) gefördert.