Stadtrat bestätigt Mehrkosten für Straßenbahnverlängerung nach Zwätzen
Der Jenaer Stadtrat hat in seiner Sitzung am 29.10.2025 die Finanzierung des weiteren Bauabschnitts der Straßenbahnverlängerung nach Zwätzen beschlossen. Damit wird ein zentrales Verkehrs- und Stadtentwicklungsprojekt fortgesetzt, das für den Norden Jenas große Bedeutung hat – auch wenn die Gesamtkosten infolge der allgemeinen Preissteigerungen höher ausfallen als ursprünglich geplant.
„Dieses Projekt ist eine Investition in die Zukunft unserer Stadt und die Entscheidung ist historisch“, betont Stadtentwicklungsdezernent Dirk Lange. „Es verbessert nicht nur die Mobilität für tausende Menschen im weiter wachsenden Norden Jenas, sondern macht den Verkehr insgesamt nachhaltiger und sicherer. Trotz gestiegener Kosten ist es wichtig, dieses Vorhaben jetzt umzusetzen.“
Ein Gemeinschaftsprojekt für die Zukunft
Beim Gesamtprojekt Straßenbahnverlängerung Camburger Straße bis Carl-Orff-Straße handelt es sich um ein Gemeinschaftswerk der Stadt Jena (vertreten durch den KSJ), des Jenaer Nahverkehrs, der Stadtwerke Jena und des Zweckverbands JenaWasser.
Mit der Verlängerung der Straßenbahnlinie nach Zwätzen verbessert sich die Anbindung des gesamten Stadtteils erheblich. Die Straßenbahn schafft eine umweltfreundliche, barrierefreie und zuverlässige Verbindung zwischen dem Jenaer Norden, der Innenstadt und den Hochschul- sowie Forschungsstandorten. Zugleich werden Straßen, Geh- und Radwege sowie die gesamte städtische Infrastruktur erneuert – ein Gewinn für alle, die hier leben, arbeiten oder unterwegs sind. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Umbau der Bundesstraße 88, die im nördlichen Abschnitt von einer Überlandstraße zu einer städtischen Straße umgestaltet wird. So wird Zwätzen besser in den städtischen Raum integriert und die Lebensqualität im Quartier erhöht.
Warum die Kosten steigen
Die seit 2017 stark gestiegenen Bau-, Material- und Energiekosten haben das Projekt erheblich verteuert. Auch neue technische Anforderungen und Umweltstandards mussten berücksichtigt werden.Trotz dieser Entwicklung bleibt das Vorhaben wirtschaftlich sinnvoll – nicht zuletzt, weil weiterhin ein Großteil der Kosten über Fördermittel von Bund und Land abgedeckt wird.
Von der Planung bis heute – eine Chronologie:
- 2017: Das Projekt wurde planfestgestellt und genehmigt.
- 2017–2020: Der erste Bauabschnitt von der Camburger Straße bis zum Flurweg wurde realisiert und in Betrieb genommen.
- ab 2020: Der zweite Bauabschnitt (Flurweg bis Carl-Orff-Straße) konnte aus finanziellen Gründen zunächst nicht umgesetzt werden.
- 2024: Die Planung wurde wieder aufgenommen. Grundlage waren Kostenberechnungen von vor 2017, die mithilfe von Preisindizes fortgeschrieben wurden.
- 2024 – Kostenprüfung: Eine neue Kostenberechnung zeigte, dass die bislang im Wirtschaftsplan vorgesehenen 12,4 Mio. Euro für den städtischen Anteil nicht mehr ausreichen. Für die Ausschreibung wurde eine Erhöhung auf 16,8 Mio. Euro notwendig.
- März 2025: Der Stadtrat stimmte dieser Erhöhung zu (Beschlussvorlage BV 25/0355-BV).
- Europaweite Ausschreibung 2025: Nach Abschluss des Vergabeverfahrens steht fest, dass sich die Gesamtkosten des Gemeinschaftsprojekts von 41,4 Mio. Euro auf 53,8 Mio. Euro (brutto) erhöhen. Der Anteil des Kommunalservice Jena (KSJ) steigt dabei von 16,8 Mio. Euro auf 19,6 Mio. Euro.
Diese Summe ergibt sich aus dem wirtschaftlichsten Nebenangebot eines Bieters, das eine vereinfachte Bauabwicklung vorsieht. Durch die Reduzierung von Zwischenbauzuständen und Provisorien – etwa bei Fahrbahnen und Verkehrssicherungen – kann die Bauzeit verkürzt und der Ablauf effizienter gestaltet werden. Dies bedeutet allerdings, dass die Naumburger Straße im Baubereich abschnittsweise voll gesperrt werden muss.
Der Freistaat Thüringen hat die grundsätzliche Förderfähigkeit der Mehrkosten bestätigt. Da jedoch im aktuellen Förderprogramm keine sofortigen Mittel verfügbar sind, wird die Stadt Jena die zusätzlichen Förderanteile zunächst vorfinanzieren.
Hierfür werden andere Investitionsprojekte – etwa am Spittelplatz und in der Winzerlaer Straße – zeitlich verschoben, um die Finanzierung sicherzustellen.
Informationsveranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger sind im November geplant, zu denen separat eingeladen wird.