Prof. Michael Kaschke ist Ehrenbürger der Stadt Jena
Die Stadt Jena hat einen neuen Ehrenbürger: In einer feierlichen Sitzung des Stadtrats ist Prof. Michael Kaschke am Abend diese besondere Auszeichnung verliehen worden. Im April 2025 hatte sich der Jenaer Stadtrat einstimmig für diesen Schritt ausgesprochen. Fast zehn Jahre ist es her, dass die Stadt das letzte Mal eine Ehrenbürgerwürde verliehen hatte – damals an den ehemaligen Jenaer Oberbürgermeister Peter Röhlinger.
Mit Vision für den ZEISS-Standort die Stadt Jena gestärkt
Von 2011 bis 2020 war Prof. Kaschke Vorstandsvorsitzender der Carl Zeiss AG. In dieser Zeit fiel die Entscheidung, den Neubau des ZEISS-Hightech-Standorts Jena mit einer Investition von mehreren hundert Millionen Euro auf den Weg zu bringen.
„Prof. Kaschke hat sich um das Wohl und das Ansehen unserer Stadt außergewöhnlich verdient gemacht, indem er durch seine Zukunftsvision für den ZEISS-Standort Jena und mit den von ihm auf den Weg gebrachten Investitionsentscheidungen der Erfolgsgeschichte der Stadt seiner Alma Mater ganz wesentliche Impulse gegeben hat“,
betonte Dr. Albrecht Schröter in seiner Laudatio. Als damaliger Oberbürgermeister hatte er die Initiative zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde ergriffen und den Antrag unterstützt.
„Der Gründungsstandort Jena des Unternehmens ZEISS wird durch diese Entscheidung für die Zukunft ganz nachhaltig gestärkt. Dies bezieht sich auf das Unternehmen selbst sowie auf die Forschungs- und Hochschullandschaft als auch den Wirtschaftsstandort als solchen",
sagte Jenas aktueller Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche.
Michael Kaschke, der 1957 in Greiz geboren wurde, studierte Physik in Jena. 1986 wurde er zum Dr. rer. nat. promoviert und 1988 zum Dr. sc. nat. Er habe sich nahtlos in „die Reihe der großen Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens“ eingefügt, so Nitzsche.
„Abbe und Zeiss hätten ihre Freude gehabt“, weil Prof Kaschke beides vereine: „wissenschaftlichen Tiefgang UND unternehmerisches Denken. Diese Art des wissenschaftsbasierten Unternehmertums findet man damals wie heute sehr selten.“
Der Oberbürgermeister bezeichnete Prof. Kaschke als „Prototyp des Vorstandsvorsitzenden der Carl Zeiss AG“ – ein äußerst erfolgreicher Unternehmer, ein versierter Wissenschaftler mit zahlreichen Patentanmeldungen, ein präzise arbeitender Physiker, in seinem Handeln orientiert am Gemeinwohl und dazu noch bescheiden.
Umfassendes Engagement in Wissenschaft und Wirtschaft
Der neue Ehrenbürger war auch die treibende Kraft hinter der Gründung der Carl Zeiss Meditec AG im Jahre 2002, die sich mit ihrem Hauptsitz in Jena seitdem zu einem erfolgreichen börsennotierten Medizintechnik-Unternehmen in Deutschland entwickelt hat. Von 2008 bis 2010 war Prof. Kaschke zudem Vorstandsvorsitzender der Carl Zeiss Meditec AG. Doch er engagierte sich nicht nur für Jena, sondern übernahm auch zahlreiche weitere Verpflichtungen in Wirtschaft und Wissenschaft. So war er unter anderem langjähriges Mitglied im Universitätsrat der Friedrich-Schiller-Universität Jena und ist seit 2022 Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Im Jahr 2018 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Wissenschaftliche Strahlkraft Jenas weiter gefördert
„Es gehört zu Prof. Kaschkes Stärken, andere dazu anzuregen, miteinander aufzubrechen, um bald in einer ,anderen Liga’ zu spielen“,
hob Laudator Schröter mit Bezug auf ein weiteres Projekt Kaschkes hervor: Die Gründung der Stiftung Deutsches Optisches Museum mit dem Ziel, das Jenaer Optische Museum zum Deutschen Optischen Museum (D.O.M.) weiterzuentwickeln, geht ganz wesentlich auf seine Initiative zurück. Zudem engagierte er sich für den ZEISS Standortfonds, der 2011 eingerichtet wurde. Hiermit werden unter anderem Projekte wie der Verein witelo (wissenschaftlich-technische Lernorte in Jena) und die Kulturarena gefördert.
„Durch sein Wirken hat Prof. Kaschke die Entwicklung der Stadt entscheidend beeinflusst und sich um das Wohl ihrer Einwohnerinnen und Einwohner verdient gemacht“,
fasste Oberbürgermeister Nitzsche zusammen.
Höchste Auszeichnung als Ausdruck großer Dankbarkeit
Prof. Kaschke wurde am Abend nicht nur die Ehrenbürgerwürde verliehen, er durfte sich als weiteres Zeichen der Anerkennung in das Goldene Buch der Stadt Jena eintragen. Dr. Schröter:
„Die Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung, die eine Stadt für herausragende Verdienste vergeben kann. Insofern ist deren Verleihung ein Ausdruck großer Dankbarkeit und der Freude darüber, dass eine Stadt durch den geehrt wird, den sie ehrt.“
Zum Hintergrund: Ehrenbürger der Stadt Jena
Im Jahr 1837 hatte die Stadt Jena zum ersten Mal eine Ehrenbürgerwürde ausgesprochen, die letzte Verleihung fand 2016 statt. Insgesamt wurden 78 Ehrenbürgerwürden verliehen, von denen jedoch zwölf aberkannt beziehungsweise aufgehoben wurden – darunter all jene, die in der NS-Zeit verliehen worden waren. Mit Prof. Kaschke werden jetzt 67 Personen als Jenaer Ehrenbürger geführt werden.
Die Firma ZEISS hat bisher sieben Ehrenbürger hervorgebracht – wobei Wolfgang Biermann, dem die Auszeichnung am 5. Oktober 1989 anlässlich des 40. Jahrestages der DDR verliehen wurde, diese eineinhalb Jahre später wieder aberkannt wurde.
Der Firmengründer selbst, Carl Zeiß, der von 1816 bis 1888 lebte, wurde hingegen nie für eine Ehrenbürgerwürde vorgeschlagen. Daher kam es auch nie zu einer Abstimmung im Gemeindevorstand.
Rein juristisch erlischt die Ehrenbürgerwürde mit dem Tod. Daher zählt Jena neben Prof. Kaschke aktuell vier Ehrenbürger: Dies sind Wolfgang Meyer, ehemaliger Geschäftsführer der SCHOTT JENAer Glas GmbH, Gerd Schuchardt, stellvertretender Ministerpräsident a.D., Franz-Ferdinand von Falkenhausen, ehemaliger Geschäftsführer der Carl Zeiss Jena GmbH, sowie Peter Röhlinger, Jenas Oberbürgermeister von 1990 bis 2006.