Jena legt mit einem neuen Stadtklimakonzept den Grundstein für eine effektive Klimaanpassung
Mehr heiße Tage, längere Hitzephasen und zunehmende Trockenheit sind nur einige Folgen des Klimawandels, der - wie in vielen anderen Städten - auch in Jena seit Jahren deutlich spürbar ist. Gerade im Hinblick auf den wachsenden Anteil älterer Menschen gewinnt das Thema Hitze in der Stadt und die Gesundheitsvorsorge zunehmend an Bedeutung. Dies stellt die Stadt vor die Herausforderung, die Anpassung an den Klimawandel im kommunalen Handeln zu berücksichtigen.
Bereits seit 2009 hat sich Jena als eine der ersten Städte in Deutschland dem Thema intensiv gewidmet und mit der Jenaer Klimaanpassungsstrategie (JenKAS) eine langfristige Entscheidungshilfe zur Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels und der Klimafolgenanpassung auf den Weg gebracht. Im Jahr 2013 beschloss der Stadtrat bereits JenKAS als Handlungsleitfaden.
Einen weiteren Meilenstein bildet nun das neue „Stadtklimakonzept für die Stadt Jena“ für die Themen Wärmebelastung und Belüftung. Damit soll es Jena nun gelingen, unter den Herausforderungen klimatischer Veränderungen auch in Zukunft ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten zu bleiben. Die Verwaltung hat das Fachkonzept gemeinsam mit der Geo-Net Umweltconsulting GmbH aus Hannover zwischen 2021 und 2024 erarbeitet und legt es nun den städtischen Gremien zur Beschlussfassung vor.
„Das Stadtklimakonzept identifiziert Flächen, die für die Durchlüftung und Kaltluftversorgung unserer Stadt entscheidend sind, zeigt aber auch an welchen Stellen die bauliche Entwicklung des Oberzentrums – insbesondere zur Bereitstellung von Wohnraum – weiterhin möglich ist.“, so Christian Gerlitz, Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt Jena.
Es stehen nun konkrete Hinweise und Entscheidungshilfen für die Stadtplanung bereit, wie bei zukünftigen Entwicklungsvorhaben wichtige Belüftungsfunktionen der Stadt erhalten bleiben können.
Hintergrund
Das Stadtklimakonzept verfolgt eine vertiefende Bewertung der klimaökologischen Funktionen Jenas. Grundlage dafür bilden mehrere räumlich hoch aufgelöste Klimamodellrechnungen für das gesamte Stadtgebiet. Neben der Bewertung der Bestandssituation erfolgt vorsorgend auch die Betrachtung einer möglichen Klimaentwicklung der nahen Zukunft. Darüber hinaus werden die geplanten baulichen Veränderungen in den Fokus genommen und die Entwicklungsflächen des Flächennutzungsplanes (FNP) hinsichtlich ihrer stadtklimatischen Verträglichkeit bewertet.
„Im Ergebnis stellt der Fachgutachter fest, dass alle FNP-Entwicklungsflächen unter Berücksichtigung einer klimaangepassten Bauweise grundsätzlich stadtklimaverträglich bebaubar sind“, so Gerlitz.
Die klimatische Planungshinweiskarte ist das zentrale Ergebnis des Stadtklimakonzeptes. Sie liefert Empfehlungen zum planerischen Umgang aus stadtklimatologischer Sicht und dient als Grundlage für die Berücksichtigung der klimatischen Belange in Planungsprozessen.
„Die gewonnenen Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen gilt es in den nächsten Schritten planungsrechtlich zu verankern und in die Umsetzung zu überführen.“, betont Christian Gerlitz weiter.
Kein einfaches Unterfangen, liegen doch viele der städtischen Hitzeinseln im dicht bebauten Bestand, oftmals in privater Hand und somit nicht im unmittelbaren Einflussbereich kommunalen Handelns. Andere Kommunen haben zur Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen in Bestandsgebieten örtliche Richtlinien bzw. Bauvorschriften, z.B. in Form einer Freiflächengestaltungssatzung, erlassen. Dies wird nun auch für Jena geprüft.
„Darüber hinaus setzen wir Anreize für Bürgerinnen und Bürger, um Klimaanpassungsmaßnahmen in Eigeninitiative umzusetzen und somit aktiv an der Verbesserung des Stadtklimas mitzuwirken“, ergänzt Bürgermeister Gerlitz.
Die Stadt plant deshalb, das bestehende kommunale Förderprogramm „Grüne Oasen in Jena“ fortzuführen und zu stärken. Baumpflanzungen, Entsiegelung, Dach- und Fassadenbegrünung auf privaten Grundstücken werden hier finanziell unterstützt.
Das Stadtklimakonzept wird am 13.11.2024 im Klimaschutzbeirat(Link ist extern) und voraussichtlich am 21.11.2024 im Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss der Öffentlichkeit vorgestellt.