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Sprachrohr und Steine-ins-Rollen-Bringer

23.02.2024

Steine ins Rollen zu bringen – so versteht Elisabeth Wackernagel ihre Aufgabe als Vorsitzende des Seniorenbeirats. Das 30-jährige Bestehen dieses Gremiums hat sie am heutigen Freitag zusammen mit zahlreichen aktiven und ehemaligen Mitstreitenden, mit Netzwerkpartnern und Schlüsselfiguren mit einem Empfang gefeiert.



Die gesetzliche Grundlage dafür, dass Senioren die Möglichkeit zur politischen Teilhabe haben müssen, wurde in Thüringen erst Anfang der 1990er-Jahre geschaffen. Als eine der ersten Städte im Bundesland rief die Stadt Jena ein Seniorenbüro und 1993 einen Seniorenbeirat ins Leben. Grundlage für die heutige Arbeit ist das Thüringer Gesetz zur Stärkung der Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte von Senioren. Finanziell unterstützt die Stadt das Gremium pro Jahr mit 2000 Euro.

Engagiert für alle Menschen in Jena über 60 Jahren

Vieles habe sich seit den Anfangsjahren geändert, sagte Wackernagel. Mehrfach sei unter anderem die Satzung angepasst worden. „Die Anliegen sind aber immer die gleichen geblieben“, so die Vorsitzende. Der Beirat wolle Sprachrohr zwischen den Seniorinnen und Senioren auf der einen und der Politik und der Verwaltung auf der anderen Seite sein. Die 16 Mitglieder, die wie der Stadtrat für die Dauer von fünf Jahren gewählt werden, fühlen sich für alle Menschen in Jena ab 60 Jahren zuständig. „Es geht darum, sich in ihre Bedürfnisse hineinzuversetzen und sensibel für mögliche Schwierigkeiten im Alltag zu sein“, fasste Wackernagel zusammen.



Die Mitglieder engagieren sich in den drei Arbeitsgruppen Gesundheit/Pflege, Ordnung/Sicherheit/Stadtentwicklung/Umwelt sowie Kultur/Bildung/Sport. Jeweils eine Person aus jeder Arbeitsgruppe nimmt an den entsprechenden Sitzungen der Fachausschüsse des Stadtrats teil. Der Seniorenbeirat wird bei vielen Themen direkt um eine Einschätzung gefragt – sei es bei anstehenden Baumaßnahmen oder der Tariferhöhung für die Bäder. Mit vielen Partnern arbeitet der Beirat eng zusammen – mit dem Jenaer Nahverkehr, dem Kommunalservice oder den Bädern. Gut vernetzt fühlen sich die Mitglieder durch die regelmäßige Teilnahme an den Sitzungen der Beiräte Bürgerbeteiligung, Ehrenamt, Friedhof und für Menschen mit Behinderung.

Seniorenbüro als wichtiger Partner

Als einen der wichtigsten Partner nennt Elisabeth Wackernagel das Seniorenbüro in der Goethegalerie, das dazu beiträgt, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Eng vernetzt sind die Mitglieder des Seniorenbeirats mit den unterschiedlichen Begegnungseinrichtungen der Stadt. Um noch besser im Bilde zu sein, tagen sie reihum in verschiedenen Einrichtungen – sechs Mal pro Jahr. Die Sitzungen sind öffentlich, Gäste sind herzlich willkommen.



Der Seniorenbeirat habe in den vergangenen drei Jahrzehnten eine Vielzahl an Vorhaben begleitet, manche selbst initiiert, betonte Wackernagel. „Er war und ist Ideengeber, wenn es um die soziale und kulturelle Teilhabe der älteren Jenaer und Jenenser geht. Geprägt wurde die Arbeit von vielen, vielen Ehrenamtlichen.“ Ein ganz besonders wichtiges Ehrenamt ist dabei jenes der Seniorenbeauftragten der Stadt, das von Franziska Wächter bekleidet wird. Die hauptberufliche Altenhilfeplanerin ist feste Ansprechpartnerin in der Verwaltung für den Beirat. Durch ihre Aufgabe, die Mitwirkungsrechte der älteren Generation zu stärken und aktive politische Beteiligung zu fördern, trägt sie zu den Zielen des Beirates maßgeblich bei.

Schritt ins Digitale geschafft

Vor allem ihr sei es zu verdanken, so Wackernagel, dass der Seniorenbeirat den Schritt ins Digitale geschafft habe. „Sie hat beispielsweise alle Mitglieder davon überzeugt, sich eine E-Mail-Adresse anzulegen“, so die Vorsitzende. Während der Corona-Pandemie konnten die Sitzungen durch das Engagement von Franziska Wächter online stattfinden. „Das hat unsere Zusammenarbeit insgesamt sehr erleichtert“, so Wackernagel.



Ein Projekt, das die Beiratsmitglieder besonders stolz macht, ist ihr 2022 initiierter Sitzbankradar. Bürgerinnen und Bürger haben hier die Möglichkeit, Standorte vorzuschlagen, an denen aus ihrer Sicht Sitzgelegenheiten dringend benötigt werden. Die Sitzbänke bieten nicht nur die Möglichkeit, sich auszuruhen, sondern werden auch zu Orten der Begegnung und Kommunikation. Zusammen mit dem Kommunalservice Jena (KSJ) prüft der Seniorenbeirat, ob die vorgeschlagenen Standorte geeignet sind. Der KSJ schafft unter anderem die Bänke an, für die weitere Pflege kommen häufig Sponsoren auf.

Seniorentage mit abwechslungsreichem Angebot

Mit großem Engagement organisiert der Beirat mit vielen Partnern zudem regelmäßige Seniorentage. Spaziergänge, Führungen, Schulungen, Lesungen – einen Überblick über das umfangreiche Angebot gibt ein halbjährlich herausgegebener Flyer. Die Liste der Projekte, die der Seniorenbeirat in den vergangenen 30 Jahren auf die Beine gestellt hat, ist lang. Wie lang genau, recherchiert Elisabeth Wackernagel derzeit. Sie hat das Jubiläum zum Anlass genommen, um eine Chronik des Jenaer Seniorenbeirats zu erarbeiten.



Wie in ganz Deutschland wachse auch in Jena der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung, betonte Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche. Waren es 1999 noch 14 Prozent, ist der Anteil im Jahr 2022 bereits auf fast 22 Prozent angestiegen. Für passgenaue Angebote der Altenhilfe sei eine enge Abstimmung mit den Betroffenen notwendig. „Der Seniorenbeirat ist hier das zentrale Gremium, um ältere und alte Menschen in die Arbeit der Verwaltung und des Stadtrates einzubeziehen“, so der Oberbürgermeister. Er dankte allen Anwesenden herzlich für das große Engagement „und eine immer gute Kommunikation.“

Frau hält Rede
Elisabeth Wackernagel, Vorsitzende des Seniorenbeirats
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