Stadt Pößneck unterstützt Jena bei Standort-Bewerbung Zukunftszentrum
Der Pößnecker Stadtrat verabschiedete in seiner Sitzung am heutigen Abend einstimmig die »Unterstützung der Bewerbung der Stadt Jena als Standort für das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation (ZET) und Zusicherung der Kooperation«. In dem danach von Bürgermeister Michael Modde für den Jenaer Amtskollegen Dr. Thomas Nitzsche auszufertigenden Schreiben heißt es
»Die Stadt Pößneck sichert hiermit zu, im Erfolgsfall mit dem ZET bei seinem Aufbau und seiner Arbeit zu kooperieren und, wie im Zuge der Bewerbungsinitiative gemeinsam ins Auge gefasst, hier eine erste feste Kontaktstelle des ZET zu etablieren, die exemplarisch die Arbeit des ZET in die Region tragen kann, Veranstaltungen und Ausstellungen vor Ort organisiert und Vernetzung ermöglicht.«
Wie dringlich ein solches Anliegen und folglichdas vom Bund ausgeschriebene, neu an einem Standort in Ostdeutschland zu gründende Zentrum für die Region ist, wurde in einer Begleitveranstaltung in Pößneck am Donnerstag vergangener Woche deutlich. Beim »Erzählcafé zum Treuhandfall ROTASYM« im Innenhof des Museum642-Pößnecker Stadtgeschichte war der Redebedarf zu diesem Transformationsthemader Nachwendezeit groß: Die Treuhandanstalt hatte seinerzeit den Kugellagerhersteller VEB Rotasym, 1989 größter Arbeitgeber vor Ort, an FAG Kugelfischer verkauft, der trotz gut gefüllter Auftragsbücher und aktuellen Maschinenparks kurz darauf das Licht beim Pößnecker Konkurrenten ausknipste, entgegen allen früheren Verheißungen. Eindrücklich deutlich wurde, wie die exemplarisch geschilderten Mechanismen des Nicht-gehört-Werdens und Vor-vollendete-Tatsachen-gesetzt-Werdens der Menschen im Osten, auch durch die Flut ähnlicher Geschichten und Verfahrensweisen, unterschwellig und langanhaltend deklassierend wirkten.
»Was für eine beindruckende, emotionale Veranstaltung!«, resümiert Tilo Schieck, Mitglied desJenaer ZET-Bewerbungsteams, nach dem Erzählcafé. »Zettel lagen in den Händen der Besucher, auf denen sie sich aufgeschrieben hatten, was sie endlich einmal nicht nur unter alten Kolleginnen und Kollegen, sondern auch öffentlich zu rSprache bringen wollten.«
Unternehmen wie ROTASYM waren eben nicht nur Arbeitgeber, sondern in größerem Umfang Lebensmittelpunkt, Identitätstiftend und mit Sozial- und Kultureinrichtungen die Region prägend. Ein ZET hat also wahrlich wichtige Aufgaben zu leisten – neben der wissenschaftlichen Transformationsforschung auch als ein Raum zum Erzählen und Zuhören, aus vielfältigen Sichtweisen, Herkünften, Perspektiven, untereinander wertschätzend, die Lebensleistung anerkennend. Mit diesem Motiv ist die Stadt Jena auf die Region zugegangen und Pößneck war von Anfang an in die Bewerbungsvorarbeit eingebunden – mit der Botschaft: Die Stimmen des Umlandes sollen beim ZET mitsprechen.
Der Pößnecker Stadtrat hat mit dem heutigen Beschluss die Stimme Pößnecks zugesichert.