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Stadtrat hat über Änderungen im Nahverkehrsangebot entschieden

26.05.2025

Die Stadt Jena bewegt sich im Thüringer Vergleich bezüglich des ÖPNV-Angebotes an der Spitze und plant, dieses im Jahr 2025 moderat anzupassen. Grund dafür sind Sparvorgaben im Doppelhaushalt 2025/2026. Der Stadtrat hat in seiner Mai-Sitzung darüber entschieden, welche Anpassungen konkret umgesetzt werden sollen.  

Worum geht es?  

Um das Haushaltsziel zu erreichen, sollen im Nahverkehr jährlich 500.000 Euro eingespart werden. Diese Vorgabe hat der Stadtrat bereits im Januar 2025 beschlossen. Grundlage für die geplanten Maßnahmen ist eine aktuelle Analyse der Nutzung der einzelnen Bus- und Straßenbahnlinien.  

Die Stadtverwaltung hat in Abstimmung mit dem Jenaer Nahverkehr Vorschläge erarbeitet, wie sich das Angebot gezielt und möglichst schonend reduzieren lässt. Wichtig dabei: Kein Stadtteil soll vom Nahverkehr abgeschnitten werden. Auch in Zukunft soll es in allen heute bedienten Gebieten mindestens eine Grundversorgung geben.  

Warum muss überhaupt gespart werden?   

Der Nahverkehr in Jena gehört im Vergleich zu anderen Städten in Thüringen zu den besten. Aber wie überall ist der finanzielle Druck hoch. Der Stadtrat hat 2019 beschlossen, dass der Zuschuss für den Nahverkehr jährlich nicht mehr als 6 Prozent steigen soll – dieses Ziel wurde aber zuletzt nicht erreicht. 

Gründe dafür sind unter anderem:  

  • notwendige Investitionen in das Straßenbahninfrastrukturprojekt  
  • gestiegene Löhne durch neue Tarifverträge, 
  • dauerhaft hohe Kosten für Energie und Material, 
  • hohe Zinsen für aufgenommene Kredite, 
  • sowie noch nicht vollständig zurückgekehrte Fahrgastzahlen nach Corona (aktuell ca. 94 Prozent des Niveaus von 2019)
  • Einführung des Deutschlandtickets – allerdings ohne eine vollständige Gegenfinanzierung durch Bund und Länder.   

Was ist konkret geplant?   

Die Vorschläge der Stadtverwaltung, die zusammen mit dem Jenaer Nahverkehr entwickelt wurden, lassen sich in zwei Bereiche aufteilen:  

  1. Streckung der Taktzeiten, möglich durch z.B. höhere Kapazitäten der neuen Lichtbahnen Diese Änderungen sollen bis Ende 2025 umgesetzt werden.
    1. neue Linienführung der Straßenbahn-Linien 1, 4 und 5 Montag – Freitag im Tagesverkehr im 10-Minuten-Takt
    2. Taktreduzierung Montag – Freitag ab 9.00 Uhr im Tagesverkehr (Bus-Linie 14 auf 20-Minuten-Takt)
    3. Taktreduzierung Montag - Freitag ab 08.30 im Tagesverkehr (Bus Linie 16 auf 20 Minuten)
    4. Taktreduzierung am Wochenende (Bus Linien 14, 15 16 auf 30-Minuten-Takt)
  2. Vertragliche Einsparungen im schwach genutzten Teil des Busnetzes – vor allem dort, wo kaum jemand fährt und das Angebot damit sehr teuer pro Fahrgast ist und wenn alternative Nahverkehrsangebote für den Bereich existieren.  
    1. die Einstellung von Fahrten auf gering frequentierten Bus-Linien 42 und 48 sowie allen AST-Verkehren (außer Linie 18, 44).

Der Stadtrat bekennt sich auch weiterhin zur Erschließung der Ortsteile Drackendorf, Lobeda-Altstadt, Ziegenhain und Lichtenhain, die bereits im Februar 2024 beschlossen, bisher wegen der noch konkret zu entscheidenden Einsparungen aber nicht umgesetzt wurde. Das zeigt, dass nicht nur Leistungen reduziert, sondern auch weitere – bisher nicht erschlossenen Ortsteile – an das Jenaer ÖPNV-Netz angebunden werden.  

Was bedeutet das für die Bürgerinnen und Bürger?  

Die Stadt versichert: Jeder Stadtteil bleibt an den Nahverkehr angebunden. Die geplanten Änderungen sollen vor allem helfen, die Situation des Nahverkehrs zu stabilisieren. Die wichtigsten Verbindungen bleiben bestehen, nur dort, wo es sinnvoll ist, wird durch Taktanpassungen gegengesteuert.

Straßenbahnausbau in Jena-Nord bleibt bestehen

Um die ambitionierten Klimaziele der Stadt Jena zu erreichen und mehr Menschen vom ÖPNV zu überzeugen hält die Verwaltung an einem zentralen Verkehrsprojekt im Norden der Stadt fest. Die Straßenbahn soll wie geplant bis nach Zwätzen verlängert werden. Dafür stehen Mittel von über 62 Millionen Euro bereit, die bereits ab Ende dieses Jahres investiert werden sollen. Dieses Projekt ist ein wichtiger Baustein zur Umsetzung der Jenaer Leitlinien für Mobilität und ein klares Bekenntnis zu den Verkehrsträgern des Umweltverbundes, insbesondere dem ÖPNV. Dafür hat der Stadtrat im März dieses Jahres zusätzliche Mittel zur Übernahme der Mehrkosten in Höhe von rund 5,1 Mio. Euro bereitgestellt. Die Stadt setzt auch weiterhin auf einen starken, zuverlässigen und attraktiven und wirtschaftlich tragfähigen ÖPNV. Nur so kann er dauerhaft zum Rückgrat unserer klimafreundlichen Mobilitätsstrategie werden.

Wie geht es weiter?  

Die beschlossenen Einsparungen werden nun sukzessive umgesetzt. Darüber hinaus hat der Stadtrat die Verwaltung gemeinsam mit dem Jenaer Nahverkehr beauftragt, verschiedene kostenneutrale Maßnahmen zu prüfen, welche die Einsparungen abmildern sollen (z.B. Aufstellen von Mitfahrbänken, Bedienung der Haltestellen im Himmelreich durch den Regionalverkehr, Optimierung von Linienverläufen in den betroffenen Ortsteilen). Auch soll gegenüber der Öffentlichkeit noch einmal deutlich gemacht werden, dass alle Fahrzeuge des ÖPNV (Eisenbahn, Straßenbahn und Bus) in der Tarifzone 30 mit einem Fahrschein genutzt werden können.

Statement Oberbürgermeister Thomas Nitzsche

„Unser Ziel ist klar: Wir wollen den Nahverkehr in Jena zukunftsfähig gestalten – auch unter schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen. Die vorgeschlagenen Anpassungen sind keine Kürzungen mit der Rasenmäher-Methode, sondern gezielte Maßnahmen, die auf solider fachlicher Faktenlage beruhen. Wir erhalten die Grundversorgung in allen Stadtteilen und verbessern gleichzeitig die Stabilität des Angebots. So sorgen wir dafür, dass Bus und Bahn in Jena auch künftig zuverlässig fahren – und das mit Augenmaß und Verantwortung. Zugleich tragen die geplanten Einsparungen im Nahverkehr zur bereits beschlossenen Entlastung des städtischen Haushalts bei und untersetzen den Haushaltsbeschluss zur Reduzierung der Verkehrsleistung im Nahverkehrsplan.“   

Statement Dezernent für Stadtentwicklung, Umwelt und Mobilität, Dirk Lange

„Die vorgeschlagenen Anpassungen im Nahverkehr sind eine erforderliche Reaktion auf finanzielle Engpässe – Ziel ist es den Nahverkehr in den kommenden Jahren gesund – wie etwa durch den Einsatz größerer Fahrzeuge und den Umbau der Infrastruktur – auch durch den Ausbau der Straßenbahnlinie nach Zwätzen weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sorgen wir durch gezielte Maßnahmen für mehr Verlässlichkeit im Betrieb und stärken damit das Vertrauen der Menschen in Bus und Bahn. Unsere Vision bleibt ein leistungsfähiger Nahverkehr – aber auf einer tragfähigen Grundlage.“  Hierfür wird es notwendig sein weitere alternative Beförderungsoption wie das autonome Fahren zu prüfen und bei Eignung in das Portfolio des Nahverkehrsangebot aufzunehmen.“