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Gedenken an den Todesmarsch durch Jena und Namensgebung des Robert-Büchler-Wegs

12.04.2025

Die Rede des Oberbürgermeisters Thomas Nitzsche:

Sehr geehrter Herr Noack, vielen Dank für die Begrüßung,

sehr geehrter Herr Prof. Wagner,

sehr geehrter Herr Dr. Rug, liebe Mitglieder des Arbeitskreises Sprechende Vergangenheit,

liebe Ruthi und Seadia, lieber Yossi,

lieber Omer, Roee und Tal,

sehr geehrte Damen und Herren,

in den letzten Jahren beschäftigt uns immer mehr die Frage, wie das Erinnern und Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus lebendig gehalten werden kann, wenn immer weniger und in absehbarer Zeit keine Zeitzeugen von damals mehr am Leben sind. Abschließend wird niemand diese Frage beantworten können.

Vielmehr wird es so sein, dass wir immer wieder vor der Herausforderung stehen, das, was damals geschah, nicht nur nicht zu vergessen, sondern das Wissen darum auch so lebendig zu halten, dass es uns eine Mahnung bleibt. Damit sich die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht wiederholen.

Wichtig erscheint mir, dass es uns gelingt, nicht nur möglichst viele Menschen mit diesem Wissen zu erreichen, sondern auch emotional zu berühren. 

Wenn es uns gelingt, mit Gedenken – in ganz verschiedenen Formen – emotional zu berühren, so dass in Ansätzen das zugefügte Leid nicht nur verständlich, sondern auch nachvollziehbar und nachspürbar wird, dann bin ich hoffnungsvoll, dass wir nicht nur sagen, „Das darf nicht wieder geschehen!“, sondern dass unsere Gesellschaft dann auch sagen kann, „Das wird nicht wieder geschehen!“.

Die Veranstaltungen rund um das 80. Jubiläum der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald am vergangenen Wochenende waren sehr berührend, gerade auch durch die Anwesenheit von Zeitzeugen und von Angehörigen mittlerweile verstorbener Zeitzeugen, der Zweitzeugen.

Ich bin außerordentlich dankbar, dass auch unser heutiges Gedenken durch Eure Anwesenheit, Ruthi und Yossi, bereichert wird. Das ist keinesfalls selbstverständlich, dass auch ihr – wie Euer Vater Robert Büchler – uns die Hand der Versöhnung reicht. Denn wir wissen sehr wohl, dass das Trauma des Holocaust noch über Generationen fortwirkt.

Unsere Gespräche, liebe Ruthi, über Deinen Vater, über sein Leid und vor allem über sein Leben danach im Kibbuz in Israel, seine spätere Aufarbeitung der eigenen Geschichte und die des Kinderblocks 66 und sein großes Engagement für Aussöhnung auch hier in Jena berühren mich immer wieder außerordentlich.

Trotz des unvorstellbaren Leids, das Robert Büchler durchmachen musste, blieb er ungebrochen, war er ein Mensch reich an Interessen, mit großer Herzlichkeit und viel Humor. Ein großes Vorbild.

Ich freue mich sehr, dass wir das heutige Gedenken hier gemeinsam feiern und auch später gemeinsam eine Straße nach Robert Büchler benennen werden.

Ich danke dem Arbeitskreis Sprechende Vergangenheit um Wolfgang Rug und Till Noack, dass er auch dieses Jahr sich so stark in die Vorbereitung und Umsetzung unseres Gedenkens eingebracht und so viele weitere Akteure einbezogen hat. Ganz herzlichen Dank!

Der Todesmarsch durch Jena war das letzte große NS-Verbrechen in dieser Stadt. Tags darauf wurde Jena von den Amerikanern befreit. Für Robert Büchler war der Todesmarsch durch Jena ein grauenvolles Ereignis wie für tausende andere Häftlinge. Seine Befreiung wenige Kilometer von hier und seine Rückkehr hierher waren und sind ein Glücksfall für unsere Stadt.

Anmerkung:

Ruthi, Seadia, Yossi (Yossef) sind die Kinder von Robert Büchler und Omer, Roee und Tal seine Enkel.

 

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